Zufall oder Strategie? Wie die „Wächterpreis“-Geschichten entstehen – Ergänzung zu Kapitel 1.3

Der „Wächterpreis der Tagespresse“, der jährlich von der „Stiftung Freiheit der Presse“ ausgelobt wird und in 3facher Form sowie einem Volontärspreis vergeben wird, zählt zu den bedeutensten und begehrtesten journalistischen Auszeichnungen. Er wird (derzeit) nur für Veröffentlichungen in Zeitungen (Tageszeitungen, Wochenzeitungen – noch nicht Onlineseiten) gewährt.

Seit 2003 dokumentiert das DokZentrum ansTageslicht.de (www.waechterpreis.de sowie www.ansTageslicht.de/Waechterpreis) die ‚ausgezeichneten‘ Geschichten: die Berichte, deren Entstehung, die ganze Geschichte von Anfang an in einer ausführlichen Chronologie aller Ereignisse sowie einem ABC der Akteure. Und einem Making-of, das die Preisträger selbst erstellen (müssen). Dazu weitere Hintergrundinformationen.

In diesem Kontext ist eine Auswertung entstanden, die die Ausgangspunkte der preisgekrönten Geschichten klassifiziert. Neben der journalistischen Ausgangssituation, dem Recherchetypus sowie den dadurch ausgelösten Folgen der Veröffentlichung aber auch danach, ob die Recherchen bzw. Geschichten eher zufällig begonnen haben (anonymes Paket) oder durch strategisches journalistisches Verhalten: z.B. durch Beobachten von Merkwürdigkeiten, Ungereimtheiten oder Widersprüchen (MUW) und der Neugier, genau diesen Dingen dann auch nachzugehen. Also danach, ob Zufall oder Strategie den Ausgangspunkt bilden.

In der folgenden Datei sind alle 36 ‚ausgezeichneten‘ Geschichten danach analysiert: Synopse_Zufall oder Strategie_WP03-14

Ergebnis: In 25 Fällen war es journalistische Strategie (z.B. auch Hartnäckigkeit), in 17 Fällen eher Zufall (z.B. Informant meldet sich), das ein Thema ins Rollen kam. In einigen Fällen auch beides, wenn den eigenen Aktionen „Kommissar Zufall“ zu Hilfe kommt. Die Übersicht versteht sich gleichzeitig als eine kleine Mutmacher-Übersicht: zum Nachmachen.