Bestechung und Korruption als System: Weitere Hinweise, Literatur und Quellen
Diese Seiten beziehen sich auf die beiden Buchkapitel Bestechung und Korruption als System (ab S. 120 ff) sowie Korruption als journalistische Herausforderung (ab S. 127 ff).
Hinweise auf
- machbare Themen mit erfolgversprechenden Ansätzen
- potenzielle Ansprechpartner dabei
- sowie erste Literaturangaben dazu
finden sich im Buch auf den Seiten 348-350.
Auf dieser Website werden zusätzliche Tipps hinsichtlich möglicher Ansprechpartner als Experten und vor allem weitere Literaturstellen zum Einlesen usw. gegeben.
Den inzwischen weltweit bekannten und jewiels aktuellen Korruptions-Wahrnehmungs-Index, der jährlich von TI bekannt gegeben wird und in Zusammenarbeit mit der Universität Passau entsteht, finden Sie unter dem folgen Link:
www.transparency.de/Corruption_Perceptions_Index_2.810.0.html |
1) Experten:
Wolfgang HETZER, Jurist, SPD, Referatsleiter im Bundeskanzleramt: MÜLLER, Udo (1993): Korruption in der öffentlichen Verwaltung. Typologie und Schaden im Baunereich. In: Kriminalistik 8-9/93: 509-516 STEMMER, Michael/AUGUSTIN, Dietmar (1996): Manipulation am Bau. In: Kriminalistik 1/96: 35-40 SCHAUPENSTEINER, Wolfgang (1998): Korruption und Manipulation im Bauwesen. In: Die Wohnungswirtschaft: Teil I: 35 ff, Teil II: 44 ff SCHAUPENSTEINER, Wolfgang (1990): Korruptions-Kartelle. Ein Blick hinter die Kulissen des Bauwesens. In: Kriminalistik 10/1990: 507-510 SCHAUPENSTEINER, Wolfgang (1997): Korruption in deutschen Amtsstuben – Das Prinzip der offenen Hand. In: Der Kriminalist: 27 ff SCHAUPENSTEINER, Wolfgang (1994): Bekämpfung von Korruptionsdeliquenz. Vom Unwesen des Bestechens und Bestochenwerdens. In: Kriminalistik 8-9/1994: 514-524 HERBIG, Gottfried (1989): Korruptionsfälle in der Stadtverwaltung Frankfurt. Situationsbericht und Gegenstrategien. In: Verwaltungsarchiv: 381-393 Heribert OSTENDORF war früher Generalstaatsanwalt und arbeitet jetzt im Bereich Forschung und Wissenschaft. Von ihm sollte man kennen: 2) weitere Literatur und Quellen: In zweiter Auflage 2004 erschienen ist das Buch „Korruption in Deutschland. Portrait einer Wachstumsbranche“. München: C.H.Beck Verlag. Autoren sind die Korruptionsforscherin Prof. Dr. Britta BANNENBERG (Uni Bielefeld) sowie der bekannte Frankfurter Oberstaatsanwalt Wolfgang SCHAUPENSTEINER. „Korruption im Sport“ |
www.playthegame.org |
initiiert hat (Motto: „home for homeless questions in sport“). Er beschreibt in seinem Kapitel „Reaktionen einer global operierenden Bewusstseinsindustrie“. Die Vielfalt des Buches lässt sich dem Inhaltsverzeichnis und seinen unterschiedlichen Autoren entnehmen:
Wer sich für Hintergründe im Sportgeschehen interessiert, für den ist dieses 318-seitige Werk (18,60 €) aus dem Forum Verlag Leipzig unverzichtbar. Aus dem Autorenverzeichnis lässt sich ersehen, wer mit welcher Kompetenz etwas zu sagen hat. Ein alphabetisches Stichwortverzeichnis gibt es (leider) nicht. Der Herausgeber des Buches ist auch Initiator des deutschen Sportnetzwerks, einem Berufsverband der kritischen Sportjournalisten, erreichbar unter |
www.sportnetzwerk.org |
Eines der neueren Bücher allgemein zum Thema stammt von Hans LEYENDECKER: „Die Korruptionsfalle“. Erschienen 2003 im Rowohlt Verlag, Reinbek. Es handelt sich dabei vor allem um eine Zusammenstellung bereits bekannter Affären, die teilweise aber mit zusätzlichen und bisher unbekannten Informationen dargestellt bzw. angereichert werden und deshalb neue Erkenntnisse vermitteln – beispielsweise die finanzielle Verflechtung zwischen dem ehemaligen Medienmogul Leo KIRCH und dem Ex-Bundeskanzler Helmut KOHL. Neben der Darstellung von Fällen gibt es eine Art Glossar: „Das ABC der Korruption und ihrer Verhinderung“, in der die wichtigsten Begriffe erläutert werden (S. 277-286). Auf den Seiten 69 bis 74 arbeitet LEYENDECKER eine Typologie von Korrupteuren heraus, die er in drei Typen unterscheidet. Außerdem macht er zum Schluss einige Vorschläge, wie man dem Unwesen Einhalt gebieten könnte. Folgende Fälle werden in LEYENDECKER’s Buch beschrieben:
Das Buch hat insgesamt 256 Seiten und kostet 17,90 €. Die Erfolgsgeschichte der NGO „Transparency International (TI)“, die 1993 gegründet wurde und seit dieser Zeit bereits sehr viel bewegen konnte, ist nachgezeichnet in einem Buch des TI-Gründers, Peter EIGEN: Das Netz der Korruption. Wie eine weltweite Bewegung gegen Bestechung kämpft. Erschienen 2003 im Campus-Verlag, Frankfurt/M. Korruption in Deutschland. Ursachen, Erscheinungsformen, Bekämpfungsstrategien. Dokumentation einer gleichnamigen Tagung d. Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) in Berlin (16. u.17.2.1995). 150seitige Broschüre 1995, Herausgeber u. erhältlich über FES, Berlin In einer weiteren Tagung der FES am 6.9.1996 in Berlin, die in dem Nachfolgeband Vom netzwerk recherche gibt es eine 162 Seiten-Broschüre „nr-Werkstatt: Dunkelfeld Korruption. Herausforderungen für den Recherche-Journalismus“. Mehrere Autoren (LEYENDECKER, SCHAUPENSTEINER, BANNENBERG, REDELFS) haben zu unterschiedlichen Themen (Allgemeines, Fallbeispiele etc) geschrieben. Sie lässt sich downloaden unter (pdf, 2,4 MB !): |
www.netzwerkrecherche.de/dokumente/nr_doku_dunkelfeld_korruption.pdf |
Das netzwerk recherche, Transparency International und der Bund der Steuerzahler haben im Februar 2002 eine Tagung durchgeführt, deren Beiträge dokumentiert sind in Korruption: Schatten der demokratischen Gesellschaft. Fakten – Trends – Gegenstrategien. Herausgeber sind die drei Veranstalter, die die 94seitige Broschüre auch vertreiben. Konkret wurde versucht, das Thema auch unter dem Aspekt zu beleuchten, wie sich Journalisten in dieses Themenfeld einklinken können. Erhältlich z.B. über das Netzwerk Recherche oder über TI. Eine Fachtagung über „Politische Korruption“ hatte die Heinrich-Böll-Stiftung am 14. u. 15.11.2003 in Berlin veranstaltet, und zwar in Zusammenarbeit mit Transparency International, German Chapter. Einzelne Beiträge sind online verfügbar. |
www.boell.de/downloads/demokratie/militello_abstr.pdf |
Über „Oligarchien, Politikfinanzierung und Parteienfilz: Rahmenbedingungen für Korruption im ‚Alten Europa'“ hat Dr. Hansjörg ELSHORST, Vorsitzender von TI Deutschland (TI German Chapter) referiert: |
www.boell.de/downloads/demokratie/elshorst_abstr.pdf |
Der Generalsekretär der europäischen Antikorruptionsbehörde, Franz-Hermann BRUENER, berichtete über „Instrumente und Wirkungsweise von europäischer Antikorruptionspolitik: |
www.boell.de/downloads/demokratie/bruener_abstr.pdf |
Das BKA in Wiesbaden hat bereits 1995 eine umfangreiche Untersuchung vorgelegt, in die die Ergebnisse eines umfangreichen Forschungsprojektes eingeflossen sind: Umfragen und Auswertung von konkreten Fällen in Zusammenarbeit u.a. mit dem Deutschen Städtetag, dem Industrie- und Handelstag und dem Bundesverband der Deutschen Industrie. Die beiden Verfasser der Studie, VAHLENKAMP und KNAUß, sind/waren Mitarbeiter der Kriminalistisch-kriminologischen Forschungsgruppe beim BKA, deren Leiter Dr. Ernst-Heinrich AHLF ist, der auch selbst zum Thema schreibt (z.B. Zum Korruptionsbegriff. Versuch einer Annäherung. In: Kriminalistik 3/96: 154-157). Die umfangreiche Studie (516 S.) trägt den Titel VAHLENKAMP, Werner/KNAUß, Ina (1995): Korruption – hinnehmen oder handeln? Wiesbaden. Bundeskriminalamt (BKA-Forschungsreihe Band 33) Die Studie läuft teilweise auch unter dem Titel „Korruption – ein unscharfes Phänomen als Gegenstand zielgerichteter Prävention“ Aus dem Forschungsprojekt haben die Mitarbeiter einen ca. 25minütigen Lehrfilm entwickelt, zu dem auch ein 37seitiges Begleitheft aus dem Jahre 1997 existiert: Titel für beide Medien ebenfalls Ein guter, weil ausführlicher und umfassender Überblicksartikel zum gesamten Thema ist in einem älteren SPIEGEL-Artikel (Nr. 50/1994: 114-129 enthalten (Titelgeschichte: Deutschland wie geschmiert). Dort ist auch das Wortprotokoll einer Schmiergeld-Verhandlung abgedruckt: Unternehmer und Betriebsprüfer vom Finanzamt einigen sich in einem edlen Restaurant auf ihre Weise. Und weiter ausgesprochen lesenswert: eine nuancierte Beschreibung, wie es genau funktioniert, wenn sich in einem kleineren Städtchen (Usingen vor den Toren von Frankfurt/M.) ein „filigran gewebtes Geflecht aus gegenseitigen Hilfeleistungen“ in die Vereinsheime, Firmenbüros, Stadtparlament bis hinein in die Wohnzimmer alteingesessener Bürger wie ein „Spinnennetz“ über alles legt, dem kaum einer mehr zu entrinnen vermag. Die Vielfalt von geldwerten Gefälligkeiten, Schmiergeldpraktiken und dreisten Bestechungsforderungen kam u.a. bei einem Prozess 1992 gegen Leitende Manager des Immobilien-Konzerns VEBA Wohnen, mit 140.000 Wohnungen einem der größten Wohnraumanbieter bundesweit, ans Tageslicht. Allein in der Bochumer Filiale wurden im Gebiet zwischen Ruhr und Sieg jährlich Aufträge in Höhe von rund 300 Millionen DM vergeben, an die Maler-, Schreiner-, Klempner- und Dachdecker-Firmen nur rankamen, wenn sie zwischen 5 und 10% der Auftragssumme an diverse Leitende Mitarbeiter und/oder Bauleiter als Gegenleistung mit einkalkulierten. Eine ausführliche Beschreibung dazu findet sich im stern 31/92: 128-130. Titel: Die Schmiergeld-Connection. Einen aktuelleren Vorgang betrifft die Bestechungsaffäre beim Bayerischen Roten Kreuz, die Ende 1999 bekannt wurde. Eine (eher kurze) Darstellung dazu findet sich im SPIEGEL 2/2000: 46-48 Die Zeitschrift message hat in ihrem Heft 2/2002: 10-26, ebenfalls einen Themenschwerpunkt gesetzt. Dort sind auch die Rechercheprotokolle der beiden im Buch (S. 121 f) erwähnten Artikel abgedruckt. Wer in konkrete Techniken einsteigen, also wissen will, wie Tricks, Manipulationen, Bestechungsabläufe, also Betrugstechniken im Detail funktionieren (können), kann dies studieren bei Weitere Tipps und Links, was Ansprechpartner betrifft, finden sich hier auf der Website unter 4.4.4.6 Nachschlagewerke zu den bisherigen Skandalen und Affären in Deutschland bzw. so genannte Skandal-Chroniken sind unter 4.4.3.2 (Informationsressourcen in öffentlichen Bibliotheken) gelistet. Transparency International (TI) hat inzwischen eine Korruptions-Datenbank in Betrieb genommen. Erreichbar unter |
www.transparency.de/Bibliotheksdatenbank.797.0.html |
Man kann dort einschlägige Literatur etc. finden. Die Datenbank ist offenbar noch im Aufbau begriffen. Das Buch, das zu dieser Website gehört, ist beispielsweise unter dem Stichwort „Investigativer Journalismus“ nicht gelistet. Natürlich sind dann auch die beiden Kapitel
ebenfalls nicht auffindbar (Stand 28.8.2006). Das Thema Korruption hat natürlich auch 3) Eingang in die Literatur und in das Genre Film gefunden. Von Heinrich BÖLL gibt es eine sechseitige Erzählung „Wie in schlechten Romanen“: Urerlebnis eines kleinen und redlichen Handwerkers, wie man in Bestechungspraktiken hineingezogen werden kann, ohne dass man es möchte. Aus: Erzählungen. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 1961, S. 64-69 Der Regisseur und Drehbuchautor Dieter WEDEL hat 2001 einen Vierteiler für das ZDF gemacht, in dem er sich mit Politik und Partei, Karrieremustern und Korruptionsverhalten auseinandersetzt und in dem die Hintergrundkulisse die Stadt Hamburg abgibt: „Die Semmelings“. Einen ‚Klassiker‘ hat 1974 Roman POLANSKI in den USA produziert: „Chinatown“, der so bekannt ist, dass man darüber keine weiteren Worte verlieren muss. Aus dem Jahre 1996 stammt der US-Film „City Hall“, der das Bestechungswesen im New Yorker Polizeiapparat und die schwieriegn Versuche der Politik thematisiert, die Korruption einzudämmen. Am Drehbuch hatte ein ehemaliger Vizebürgermeister von New York, Ken LIPPER (1976-82) mitgeschrieben, um die Story möglichst realistätsnah zu gestalten. Aus Italien stammt der Film „Hände über der Stadt“, den der Regisseur Francesco ROSI 1963 gedreht hatte und dafür den Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen von Venedig erhielt (und viele weitere Auszeichnungen): Ein skrupelloser Bauunternehmer, der gleichzeitig Abgeordneter im Stadtparlament von Neapel ist und nach einem Unglück auf einer seiner Baustellen unter Beschuss gerät, schafft es, sich immer wieder durchzusetzen. Auch als ihn seine eigene Partei wegen nachgewiesener Bestechungspraktiken fallen lässt, gelingt es ihm, sein grösstes Bauprojekt mit Hilfe der Politik gandenlos durchzuziehen. „Die im Film auftretenden Personen und dargestellten Ereignisse sind fiktiv, authentisch aber sind die soziale Realität und die Lebensbedingungen, die sie hervorbringen“, hatte damals der Regisseur über seinen Film geschrieben. Und aus Frankreich stammt der Film „Der Fall Serano“ (1977) unter der Regie von Georg LAUTNER. Die Drehbuchvorlage bildet ein Roman von Ralf VALLET, der einen authentischen Fall verarbeitet hat: die Ermordung des französischen Politiker De BRIGLIE 1976. In den Haupttollen: Alain DELON und Klaus KINSKY. Es gibt viele weitere interessante und vor allem spannende Filme und Thriller. Die Nennung einiger Beispiele soll deutlich machen, dass es vielerlei Versuche gibt, das Phänomen Korruption nicht nur medial darzustellen, sondern auch das dahinter stehende Problem sowie die Folgewirkungen zu vermitteln. |