4.6.3.5 Kooperation mit Detekteien und ähnlichen Diensten

So genannte Privatdetektive sind bekannermaßen eine ganz besondere Spezies, deren Tätigkeiten und Qualifikationen jeder aus guten Krimis oder schlechten Action-Filmen kennt. Tatsächlich verfügen für »Private« arbeitende Detekteien über ausgezeichnete Informations- und Beschaffungsnetzwerke, weil sie solche Kontakte regelmäßig in Anspruch nehmen und dafür auch gewisse Gegenleistungen anbieten können. Mit anderen Worten: Im Gegensatz zu den meist alleine und auf freier Flur arbeitenden Journalisten, die in der Regel ohne nennenswerte Budgets für Informanten und Informationsnetzwerke auskommen müssen, funktionieren die Netze von professionell agierenden Detektiven auf einer wie auch immer gearteten geschäftlichen Basis: Die Informationen haben ihren (hohen) Preis, und da es dafür eine zahlungsbereite Nachfrage gibt, funktionieren diese meist hart am Rand der Legalität arbeitenden Märkte recht problemlos. Informationen über versteckte Bankkonten, etwa im Ausland, oder verheimlichter Grund- und Immobilienbesitz sind bereits für Tagessätze von 500 € aufwärts bzw. für Gesamtsummen zwischen 5.000 und 7.000 € zu haben inklusive sonstiger Nebenausgaben, die zu Lasten des Auftragnehmers gehen.

Neben diesen anders gearteten finanziellen Rahmenbedingungen gibt es beispielsweise im Journalistischen einen Pressekodex, der bestimmte Grenzen definiert, die zu überschreiten als ungebührlich gilt. Privatermittler hingegen arbeiten hemdsärmeliger und ohne eine kodifizierte und regelmäßig überprüfte Standesethik wie etwa die Institution des Deutschen Presserats.

Aus diesem Grund kann es im Einzelfall sinnvoll sein, sich solcher Hilfe zu bedienen. Denn auch staatliche Strafverfolger (Kripo, Staatsanwaltschaft) arbeiten ab und an mit dieser Branche: Privatdetektive sind bei Reisen, besonders im Ausland, beweglicher als Behördenangestellte und darüber hinaus nicht besonders stringent an Dienstvorschriften, Einhaltung von Dienstwegen oder sonstigen Auflagen gebunden, die unter die verschiedenen Amtsverschwiegenheiten fallen. Solche Kooperationen finden im Stillen statt, funktionieren nur auf individueller Basis und auch nur dann, wenn sich neben einer gewissen grundsätzlichen Parallelität der Interessen für beide Seiten erkennbare Nutzen, sprich Leistungen und Gegenleistungen, definieren lassen.

Das Arbeitsfeld dieser Branche ist weit und die Anlässe bzw. Ziele sind unterschiedlich. Der eine ist auf der Suche nach rechtmäßigen Erben, ein anderer spürt wie auch immer untergetauchte Personen auf. Oder es geht darum, verschobenes Vermögen ausfindig zu machen. Das Simon Wiesenthal Center beispielsweise bzw. das Simon-Wiesenthal-Archiv in Wien bzw. die dahinter stehende Organisation macht immer noch Jagd auf frühere Kriegsverbrecher und Nazi-Schergen. Der französische Rechtsanwalt Jean-Charles BRISARD versucht das Netzwerk Al-Quaida und die vielfältigen Verstrickungen der USA mit diesem Terrornetzwerk zu entflechten.

Ein vergleichsweise seltener Einblick in die arbeitsteiligen Ergebnisse einer solchen Kooperation zwischen Detektiv(en) und Journalist(en) lässt sich aus der Affäre Lucona rekonstruieren, wie sie der österreichische Publizist Hans PRETTEREBNER in seinen beiden Büchern in den 80er Jahren geschildert hat: „Der Fall Lucona“ (1989) und „Das Netzwerk der Macht“ (1993). Ausgangspunkt: ein Versicherungsbetrug mit Toten, eine schier aussichtlose Suche nach einem versunkenen Schiff auf der einen Seite, auf der anderen ein aufgeblasener Hallodri und Cafehausbesitzer namens Udo PROKSCH, der sich im poltischen Wien praktisch alles erlauben konnte, weil er alle irgendwie in der Hand hatte. Sein Cafe-Salon „Demel“ war nicht nur örtlich, sondern auch anderweitig mit dem „Club 45“ verbandelt, in dem alle führenden Mitglieder der damals regierenden SPÖ ein- und ausgingen. Und bei ihrem Treiben – ahnungslos – mit versteckter Kamera von Udo PROHSCH fotografiert wurden. Hintergrund für einen der bizarrsten und von den Auswirkungen her folgenreichsten Politskandal in Österreich. Die Recherchen des österreichischen Publizisten konnten gerade in der Anfangsphase ganz maßgeblich auf Erkenntnissen aufbauen, die gut bezahlte und in vielen Grenzbereichen ausgesprochen routinierte Profis zusammengetragen hatten (siehe unter Kap. 2: Fallbeispiel Die Lucona-Affäre in Österreich in den 80er Jahren).

Ohne ein solches ›Anfangskapital‹  können mühevolle, weil schwierige Recherchen, so manches Mal schnell in hoffnungsloser Ziellosigkeit versanden. Detekteien und ähnliche Dienste arbeiten oft recht hemdsärmelig, manchmal auch mit harten Bandagen, und können deshalb schneller und manchmal auch ‚leistungsfähiger‘ sein.

Andererseits: Man muss aufpassen, wie weit und v.a. mit wem man sich einlässt. Wie die Absprachen aussehen und inwieweit sie sich dann auch kontrollieren lassen. Fliegt irgendwann alles auf, kann das schnell auf den Auftraggeber zurückfallen.