Ergänzung zum Kapitel 3.1.3 – Recherche- und Rekonstruktionshilfen
Die nachfolgende Grafik ist eine vereinfachte Darstellung des formales Aufbaus einer Institution, z.B. einer Behörde und besteht aus insgesamt 5 Ebenen: Vorsteher und zwei Vertreter sowie darunter 5 Abteilungen, die sich hierarchisch teilweise bis in die fünfte Ebene untergliedern (z.B. bei Abt. 2 und 3).
Die unterschiedlich eingefärbten Abteilungen, Unterabteilungen und Referate bedeuten hier die fachliche Zuordnung zu den beiden Vertretern dieser Behörde, deren Job es vor allem ist, eine Art Kontrollfunktion und Personalaufsicht auszuüben. Dies wäre der formale Organisationsaufbau.
Die beiden dick umrandeten Funktionsstellen (Vertreter und Referat Submission) sollen informelle Beziehungen andeuten: Der (erste) Vertreter, dem auch die Aufsicht über das Referat „Submission“, also Ausschreibung von Aufträgen, obliegt, ist der Schwager des Referatsbeamten, der die Submissionen betreut, was aber niemand weiß (oder ahnt), weil beide davon keinerlei Aufhebens machen – aus gutem Grund: Dem Behördenvertreter obläge es eigentlich, die korrekte Abwicklung der Entscheidungen des Referates Submission zu kontrollieren. Dies geschieht nicht. Statt dessen bevorzugt der Submissionsbeamte bestimmte Anbieter (z.B. Baufirmen), die sich den Zuschlag gegen Bestechungsleistungen erkaufen, die der Submissionsbeamte wiederum mit seinem Schwager teilt (teilen muß), damit dieser in seiner Funktion mitspielt und Kontrollen seitens anderer, z.B. durch den Behördenchef oder den 2. Vertreter, abblockt.
Man kann (und sollte) sich solche informellen Strukturen weiter denken (können). Etwa, dass der Submissionsbeamte mit einer Partnerin zusammenlebt, deren Bruder eine (seitdem gutgehende) Baufirma hat. Was in einem solchen Fall ablaufen könnte, kann sicj jeder vorstellen. Und so weiter.
Die wichtigste Erfahrungsregel bei solchen Analysen bzw. Überlegungen, was sich da wohl alles abspielen könnte, lautet: Es gibt nichts, was es nicht gibt (siehe dazu das Buchkapitel 2.3).